Eckhard B.

Eckhard B., 63 Jahre, geschieden, ehemaliger Zögling des Landesfürsorgeheim
Glückstadt, Sozialhilfeempfänger, ein leiblicher Sohn, Hamburg.
„Ich wollte immer gerne Kapitän werden. Aber das war nicht dran!“

53°34'53.14"N, 10° 0'42.09"E, 12.09.2014


Geboren 1951 in Mecklenburg Vorpommern ließen seine Eltern Eckhard B. bei den Grosseltern zurück, um in der damaligen Westzone Arbeit zu finden. Nach 3 Jahren holten sie ihn nach Groß Borstel, Hamburg, wo sie, in einer Kleingärtnerkolonie, ihr Zuhause gefunden hatten.
Sein Vater arbeite als E-Schweißer, seine Mutter als Putzfrau in einem Kino. Eckhard B. wuchs die meiste Zeit unbeaufsichtigt auf, bis er anfing, kleinere Diebstähle zu begehen und sein Vater ihn in ein Kinderheim brachte.

Nach einem halben Jahr unter „Verschluss“ überstellte die Einrichtung ihn an ein Kinderheim in Pinneberg. Da er sich jetzt wirklich eingesperrt fühlte, brach er mit einem Freund aus und landete daraufhin im Landesfürsorgeheim Glückstadt. Als er nach 2 Jahren aus dem Heim entlassen wurde, fühlte er sich nicht mehr der Gesellschaft zugehörig. Was ihm Halt gab, war sein großer Traum von Freiheit auf See. Er durchlief eine 3 monatige Seemannsausbildung und machte dabei seinen E-Schweißerschein, auf den er heute noch sehr stolz ist. Seine einzige Schiffsreise war eine Fahrt mit einem Trampfrachter in die USA, als Decksjunge. Das Schiff musste nach Rückkehr in den Hamburger Hafen überholt werden und Eckhard B. ging von Bord.


Die strenge, hierarchische Arbeit auf dem Schiff war nicht die Freiheit der See, die er gesucht hatte. Später arbeitete er auf dem Ohlsdorfer Friedhof als Gärtnergehilfe, hörte dort aber auf, um bei einem Abbruchunternehmen anzufangen. Durch eine Verletzung am Handgelenk verlor er diesen Job.


Seit Eckhard aus dem Landesfürsorgeheim Glückstadt entlassen wurde, litt er zunehmend unter Müdigkeitsanfällen und Nervenschmerzen in den Extremitäten, die ein wirkliches Arbeiten nicht mehr zuließen. Er versuchte trotzdem Gelegenheitsjobs zu finden. Bis Mitte 30 gelang ihm das irgendwie, dann hatte er keine Kraft mehr. Heute lebt er, mit 2 anderen Sozialhilfeempfängern, in einer Wohngemeinschaft, in der er ein eigenes Zimmer hat. Alle Kontakte zu seiner geschiedenen Frau (Scheidung wegen Lieblosigkeit) und seinem leiblichen Sohn sind abgebrochen.
Seine Mutter starb, als er 17 Jahre alt war. Vor drei Jahren begegnete er zufällig seinem Vater auf der Strasse. Sie gingen wortlos aneinander vorbei.


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