Feliks W.

Feliks W., leitender Arzt der Anästhesie, 65 Jahre, verheiratet, 1 erwachsener Sohn, Hamburg.
„Als Anästhesist bin ich praktisch Anwalt des Patienten während der OP und das heißt nicht nur die Narkose einleiten oder den Patienten wieder erwachen lassen. Ich kümmere mich auch um das Funktionieren seiner Organe und das Aufrechterhalten seines Kreislaufs während der Narkose“.

53°33'3.98"N, 9°59'37.27"E, 30.08.2014


„Ich bin kein Zauberer, kann aber einem Patienten helfen, vorausgesetzt, die Krankheit ist heilbar. Es gibt dennoch Situationen, egal was man als Arzt macht, in denen es dann trotzdem nicht klappt. Ein Patient hat das Recht zu sterben, brutal ausgedrückt.

Allerdings ist ein Patient auch ein ökonomischer Faktor des Krankenhauses oder einer Arztpraxis geworden. Heutzutage, in der westlichen Welt, muss die Medizin wirtschaftlich sein, muss das Krankenhaus ökonomisch arbeiten. Vor dreißig Jahren gab es Diskussionen darüber, ob man 80 jährige Patienten operieren soll. Heute stellt sich diese Frage nicht mehr. Es werden Patienten therapiert, obwohl man weiß, dass sie auf Grund ihres biologischen Alters nicht mehr lange leben werden. Wenn irgendetwas zu operieren ist, dann wird operiert. Ein Scherz unter den Ärzten: Es gibt keine gesunden Menschen, sondern nur nicht ausreichend untersuchte Patienten.

In meinem Beruf gibt es auch Ärzte, die sich eine Villa leisten oder öfters in die Südsee fahren können. Dazu gehöre ich nicht. Ich habe manchmal schreckliche Arbeitszeiten, bin dadurch häufig ziemlich kaputt, wie viele meiner Kollegen auch und verdiene nicht viel mehr als ein Handwerker. Wenn ich nicht dieses Interesse am Menschen hätte, könnte ich diesen Beruf nicht ausüben.“


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