Hendock

Hendoc, Künstler, Graffiti in Holz, produziert aber auch den besten Apfelwein der Region, Oberursel, Hessen.

50°13'24.67"N, 8°31'10.88"E, 11.03.2014


Hendock

Auf dem Weg zum Grossen Feldberg zweigt nach ca. 1,5 km eine kleine Einfahrt zu einem großen Grundstück ab. Als ich mich der Einfahrt nähere sehe ich einen Mann auf einem ca. 7 m langen und ca. 1,2 m dicken, entrindeten Baumstumpf reiten.
Das, was ich als Reiten wahrnehme stellt sich beim Näherkommen als schweißtreibende Arbeit heraus. Die Arbeit eines Bildhauers. Hendoc`s Arbeit.

Eine Bekannte hatte mir von Hendoc erzählt und mich bei Ihm auch schon telefonisch angemeldet. Die Begrüßung ist sehr herzlich. Hendoc, 47 Jahre jung, lässt seine Arbeit ruhen und lädt mich in sein Atelier ein.

Wir gehen die Einfahrt zum Holzhaus hinauf, das sich sehr groß, mit überdachter Veranda präsentiert. Seitlich vom Haus, in einem klapprigen Schuppen, sehe ich einen gewaschenen Rolls-Royce. Die Veranda ist so etwas wie ein Freiluftatelier, das unzählige Holz- und Metallplastiken vor Regen schützt. Zwischen den Objekten auf Tischen und Boden, liegen alle möglichen Werkzeuge. Zur Holzbearbeitung, für die Metallbearbeitung und verschieden große Kettensägen.

Der Platz vor der Veranda ist eine Lagerstätte von Unmengen leerer ca. 50 l Glasballons.
Ich frage ihn, was es mit denen für eine Bewandtnis auf sich hat. Er erzählt mir, dass er selber Apfelwein herstellt, unter Wahrung traditioneller Rezepturen und der Verwendung der Früchte des Speierlings, die den Apfelwein klar und haltbar machen. Und diesen reinen, chemiefreien Apfelwein gibt er nur an ausgewählte Freunde ab, die seinen „Stoff“ zu schätzen wissen.

Sein erstes „richtiges“ Geld verdiente Hendoc mit dem Aufkauf alter Jeans, die er für 2 Dollar das Stück, in Texas, Arizona und Kalifornien aufkaufte. Wieder in Deutschland verkaufte er die Jeans dann für 99 DM. Das Geschäft lief so gut, dass er einen Türsteher für seinen Laden engagierte, der darauf achten musste, dass nur 10 Kunden gleichzeitig in den Laden kamen, vor dem sich ziemlich lange Käuferschlangen bildeten.

Als gelernter Schreiner studierte er an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach und entwickelte dann als Holzbildhauer seinen ganz eigenen Stil, das Schnitzing. Zu der Holzbildhauerei kam das Arbeiten mit Metall. Heute kann man unter der Veranda seine Holzplastiken zusammen mit den Metallskulpturen in einträchtiger Unordnung besichtigen.

Hendoc lebt, als geschiedener Vater eines 17 jährigen Sohnes, allein.
Das 1 Hektar grosse Grundstück liegt mitten im Wald. Hier findet er die Bäume, die er für seine Arbeit als Holzbildhauer schlägt und dann verarbeitet. Ich habe das Gefühl, ich könnte noch ein paar Tage bleiben, um ihm bei der Arbeit zuzuschauen und mehr über die verschiedenen Behandlungsformen des Holzes zu lernen.
Nach allem was Hendoc erzählt und was ich bei ihm sah, ist er ein Mensch, der an das glaubt, was er gerade macht, einer, der die Natur liebt und versteht. Das Atelier liegt mitten in der Natur, entfernt von den Menschen. Einzige Verbindung zur Außenwelt ist die viel befahrende Strasse, rauf zum Grossen Feldberg, die den Lärm der Autos und Motorräder zu ihm hinüberträgt. Was ihn aber überhaupt nicht stört. Der Straßenlärm wird durch das Schreien seiner Kettensägen übertönt.
Hendoc empfindet seine Arbeit als Spiel mit den Formen. Ein Spiel mit Kettensäge und Holz. Für ihn leben seine Skulpturen, weil sie aus Holz sind, weil Holz immer lebt, jedenfalls länger, als Menschen es tun.

Der Holzstamm, auf dem ich ihn reiten sah, wird ein Totempfahl, mit den Motiven Bär, Wolf, Adler und zuunterst einer Schildkröte, den er für einen Kunden anfertigt, im Hendoc-Stil.

Sein nächster Auftrag: Drei überdimensionale, übereinander liegende Frauen als Holzskulptur.
Hendoc: „Gott sei Dank, keine Tiere mehr, nur Titten und Ärsche, wie schon Frank Zappa sagte: der Weisheit letzter Schluss!“

http://www.hendoc.de


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