Uwe W.

Uwe W., Hotel-Hausmeister, Wetzlar, Hessen.

50°33'28.27"N, 8°29'56.92"E, 12.03.2014


Ein drei Zigaretten langes Gespräch über sein Leben.

Wo?
Hotel Pension Domblick, Wetzlar, Raucherecke, draußen.

Wann? 7.30 Uhr bis 8.10 Uhr.

Geboren 1951 auf Usedom, damals, zur DDR Zeit, Kreis Wolgast.

Mit 14 Jahren im Streit von Zuhause abgehauen. Schule geschmissen, irgendwie angefangenes Studium der Architektur hinbekommen, geschmissen.
Eingezogen in die Volksarmee.
Knast.
Nach der Erkenntnis, die Zeit im Armee-Knast trotzdem in der Volksarmee nachholen zu müssen, sich mit den Umständen arrangiert, ohne weitere Probleme dann aus der Armee entlassen.

Mitglied einer Motorrad-Rockergruppe, damals in der DDR ein Sakrileg.
Irgendwie durch die Zeit geschlagen, nach Öffnung der Mauer Umzug nach Hessen.
Uwe fing an, Fachwerkhäuser zu renovieren und wurde als Geheimtipp unter den Besitzern der Häuser gehandelt. Nach anfänglichem geschäftlichen Erfolg, zu viel Stress mit Steuer und Selbständigkeit.
Angebot, als Hausmeister für das Hotel sowie ein weiteres zu arbeiten. Das Angebot nahm er an.

Tieftodtraurige Geschichte I :
„Ich hatte mich über 10 Jahre, nachdem ich von Zuhause abgehauen war, nicht mehr bei meinen Eltern sehen lassen, besonders wegen meinem Vater, zu dem ich kein Verhältnis mehr hatte. Heiligabend, so 1975, fuhr ich zu dem Haus meiner Eltern nach Usedom, um sie zu besuchen und mit ihnen zu sprechen. Als ich in Usedom ankam, war es schon dunkel und es schneite heftig. Ich ging vom Bahnhof zum Haus meiner Eltern, mit einem kleinen Geschenk, einem Koffer und einem Kofferradio. Als ich vor der Tür der Eltern stand, verließ mich der Mut anzuklopfen.
Ich ging wieder zurück zum Bahnhof, verbrachte die Nacht dort und hörte Weihnachtslieder aus dem Kofferradio. Weißt du, seit diesem Abend kann ich verstehen, warum Menschen sich gerade an Heiligabend umbringen.“


Tieftodtraurige Geschichte II:
„Jahre später fuhr ich noch einmal nach Usedom, einfach um zu fühlen, woher ich komme.
Ich ging in die Kneipe, in der ich auch schon als kleiner Junge mit meinem Vater zusammen war. Ich setzte mich an einen Tisch und bemerkte, dass auch mein Vater anwesend war.
Er erkannte mich, ich erkannte ihn. Wir waren jedoch unfähig aufeinander zuzugehen.
Bis es dem Wirt, der uns beide kannte, schließlich zu bunt wurde. Er stellte uns ein Ultimatum: entweder ihr sprecht miteinander oder ihr verlasst das Lokal.
Mein Vater und ich unterhielten uns dann die ganze Nacht und wir waren dann beide sehr betrunken. Ich schlief bis zum frühen Morgen im Haus meiner Eltern, die ich danach dann nie wieder gesehen habe.“

Und was möchtest du nach deiner Pensionierung noch machen?

„Ich habe eine alte Kawasaki, fein säuberlich auseinander genommen, in meiner Garage.
Das Erste, was ich nach der Pensionierung machen werde ist, sie ordentlich wieder zusammen zu bauen, meine alte Rockerweste anziehen und meine alten Kumpels von damals suchen. Einfach zu Hause ankommen.“


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