ÜBER DEN BEWEGGRUND DIESES PROJEKTES

Als Fotograf bin ich für meine Kunden so ziemlich überall auf der Welt gewesen, bis mir auffiel, dass ich eigentlich kein klares Bild von Deutschland und den hier lebenden Menschen habe. Mir sind in Shanghai lebende Menschen vertrauter, als Menschen, die in Berlin oder Frankfurt wohnen. Ich habe mehr Erfahrung mit den Khoisan in der Kalahari als mit den Fischern und Bauern in Norddeutschland, den Landschaften und Menschen in Bayern oder der Lausitz.

 

Mein Bild von Deutschland ist unscharf. Eine wirkliche Nähe, durch Verstehen und Erfahren der Menschen, habe ich nie hergestellt. Wer sind die Menschen, mit denen ich hier lebe?

Deutschland zu erfahren, anhand einer Foto-Dokumentation über die unterschiedlichsten Lebensentwürfe und -zwänge der Menschen,ist mein Ziel. Das normale Leben zeigen, es als neue Orientierung nutzen und nicht, wie sooft, als Begrenzung sehen.

 

Dafür brauche ich Zeit, ein zeitgemäßes Fortbewegungsmittel und eine Kamera, mit der ich auf diesem Weg buchstäblich ein zeitgenössisches Bild der Menschen in Deutschland machen kann.

 

Projektbeschreibung

 

Wir leben heute in einer globalisierten Gesellschaft, die durch Wohlstand, Fleischexzess und Freizeitstress, aber auch durch Armut, Terrorismus, rassistische Tendenzen, Überalterung, ökologischen Wandel und den Vertrauensverlust zu den Banken heterogen wie polarisierend ist.
Ich fertige Porträts an, die den Heute-Menschen in seinem Heute-Kontext zeigen und später, in Menge und Gegenüberstellung, ein gegenwärtiges Gesellschaftsporträt ergeben. Die Porträts bestehen dabei nicht nur aus Fotografien. Interviews und auch filmische Dokumentationen erzeugen ein multimediales Gesamtbild.

 

 

Die Voraussetzung Menschen zu begegnen ist, man begegnet Menschen.

 

Es braucht eine aufmerksame Reise in der nötigen Langsamkeit und Einfachheit. Eine Reise über Feldwege, durch Dörfer, über Landstrassen und durch Städte. Eine Reise von der Nordsee zur Ostsee, vom Norden zum Süden, vom Westen zum Osten der Republik, vom Frühling in den Herbst.

 

Die fotografische Dokumentation

 

Die Form der Portraits  zeigt Aufnahmen Einzelner sowie Gruppen von Menschen, fotografiert in der Umgebung, in der sie sich gerade aufhalten, zu Tageszeiten, zu denen ich sie gerade treffe, bei Tätigkeiten, die sie gerade ausüben, – oder beim Ausruhen. Es werden Aufnahmen von Menschen in urbanen und nicht urbanen Landschaften entstehen.
In Gebäuden und außerhalb. Menschen in nächtlichen Großstädten und Dörfern, in sonnigen Landschaften, in regenverhangenen Wäldern, in den Bergen, im Schnee oder vor Ausflugslokalen, an der See.  Eines werden die Aufnahmen gemeinsam haben: die Menschen stellen sich der Aufnahme. Sie sind sich bewusst, dass sie fotografiert werden und inszenieren sich aus der zufälligen Situation heraus selbst. Bei diesen Bildern gilt, dass sie unmanipuliert, ungeschönt sind, um eine überhöhte Ausdrucksweise zu vermeiden. Allein die Art der Inszenierung kommentiert. Die von mir portraitierten Menschen sehen sich, und wir sehen sie, intim und menschlich. Es werden keine „reißerischen“, auf Effekte angelegte Bilder.