Klaus – Peter K.

Klaus – Peter K., 65 Jahre, gelernter Exportkaufmann, war 20 Jahre drogenabhängig von Heroin und Kokain. Ist heute fast clean, nimmt täglich noch 1 ml Polamidon, Sozialhilfeempfänger und Hinz & Kunzt – Verkäufer.

53°33'1.33"N, 9°57'40.93"E, 08.10.2014


Seine Eltern waren Flüchtlinge aus Ostpreußen, die in den letzten Kriegstagen Hamburg erreichten und dort ein Lebensmittelgeschäft aufmachten. Als Kind wurde er von seinem Vater mit dem Rohrstock öfters verprügelt und lief deswegen, als 6 jähriger, wieder einmal blutig verprügelt, von Zuhause weg. Die Polizei brachte ihn, noch blutend, zurück zu seinem Vater.

„Damals war das so. Heute würde mein Vater sofort angezeigt werden. Aber die Polizei ermahnte meinen Vater nur und die Prügelei ging einfach weiter. Wenn ich etwas gemacht hätte, was verboten gewesen wäre, hätte ich die Prügel ja vielleicht eingesehen, aber ich war nur der Blitzableiter meines Vaters, der seinen Frust und Hass der Vertreibung an mir ausließ.“

Nach Abschluss der Volksschule lernte er Exportkaufmann, in einer angesehenen Hamburger Firma. Nach Abschluss der Lehre schloss er sich der 68iger Stundentenbewegung an und machte eine Szene-Kneipe auf. Es kam zum endgültigen Bruch mit seinen Eltern. Nach 3 Jahren machte er die Kneipe zu und verdiente seinen Lebensunterhalt als „Springer“ in den Filialen von Beate Uhse für ganz Deutschland.
„In dieser Zeit war ich fit, hatte eine Freundin und das Leben war schön“.
Als seine Freundin ihn heiraten und ein Kind mit ihm haben wollte, trennte er sich, weil er Angst hatte, sich zu binden.
„Ich fuhr ein ¾ Jahr nach Indien und schaute mir dort die Welt an. Ich fühlte mich allerdings auch dort sehr einsam und verlassen.“
Als er zurück nach Deutschland kam, traf er die Frau „die er im Himmel für sich bestellt hatte.“ Es war seine grosse Liebe. Sie dauerte 6 Jahre. Als seine Freundin von ihm schwanger wurde, das Kind abtrieb und ihn danach verließ, war sein Schmerz so groß, dass er sich in seine Wohnung zurückzog und anfing Heroin zu nehmen.
„Heroin ist ja ein Schmerzmittel, und das half mir in der ersten Zeit über meine Einsamkeit und Verlassenheit hinweg, bis ich davon süchtig wurde.“ Sein Geld verdiente er mit dem Verkauf von Antiquitäten und der Vermietung seiner Wohnung an Freunde, die dort Partys feierten. Während seiner 2o-jährigen Drogenabhängigkeit wurde er immer wieder von der Polizei festgenommen und musste für 1 ½ Jahre wegen des Besitzes von Heroin zum Eigenkonsum ins Gefängnis. Während einer dieser Gefängnisaufenthalte wurde seine Wohnung geräumt, er landete nach der Entlassung auf der „Strasse“, wurde zum Sozialfall. Vor 3 Jahren stürzte Klaus-Peter K. mit dem Kopf im Badezimmer auf die Toilettenbrille. Es wurde eine Notoperation vorgenommen. Seitdem ist sein Kopf auf die Brust abgeknickt und er kann ihn nicht mehr bewegen. Heute wohnt er alleine in einer Wohnung auf dem Kietz und lebt von der Sozialunterstützung. Das, was ihn wieder unter die Menschen bringt, ist der Verkauf von Hinz & Kunzt. „Ich träume von der Liebe, die ein Leben lang hält“, sagt er.


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