Ich glaube sehr an meine Arbeit und kämpfe für die Freiheit und auch für die Extravaganzen, die der Beruf als Designerin mit sich bringt. Das Leben in der Szene! Ich meine nicht die Glamour-Szene, sondern das Treffen mit den Menschen aus meinem Beruf, die neue Trends in der Mode erschaffen. Das hält mich wach und jung. Mit Szene meine ich auch, in Paris abends, nach der Verkaufsmesse, mit meinen Kunden (Modeeinkäufer) Essen zu gehen und über ein neues Theaterstück oder ein neu erschienenes Buch zu sprechen. Es bringt einfach Spass. Ich habe das Gefühl, ich bin dabei, bin aktiv. Klar, mit allen Ups und Downs. Und gerade bei den Downs ist da meine Familie, die mich dann ziemlich schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückführt.

Und unser Haus auf dem Land ist extrem wichtig für mich. Ich liebe die Gartenarbeit, eigentlich eher die Feldarbeit, so wie es bei uns aussieht. Ich buddel dann in der Erde, mental weg, bis zum Umfallen. Meine Familie macht sich dann schon lustig über mich. Vielleicht hat dieses Leben auch etwas Getriebenes, das ich aber brauche. Ich habe eigentlich zwei Leben, zwei Seiten in mir: Die eine ist das ländliche Leben, in dem es mir überhaupt nicht wichtig ist, wie ich zum Beispiel aussehe, ob ich eine, von der Gartenarbeit dreckige Hose anhabe. Das andere ist das städtische, internationale Leben, in dem ich dann schon Lust habe, mich für Paris oder New York ein bisschen schick zu machen. Das kann ich dann dort auch besser ausleben, als hier in Hamburg.

Jedes Jahr entwerfe ich zwei Kollektionen, eine Sommer – und eine Winterkollektion. Und das ist auch sehr wichtig, meine Kunden erwarten das. Allerdings spiele ich eigentlich gleichzeitig in drei Saisons. Im Augenblick sind noch Messeverkäufe für meine Sommerkollektion 2015. Die sind noch nicht abgeschlossen. Für die Winterkollektion 2015/16 fahre ich jetzt schon nach Paris, um mir die Stoffe dafür auszusuchen. Parallel beginnt der Verkauf der aktuellen Winterkollektion. Meine Kollektionen sind gefragt, weil mein Stil wiedererkannt wird, meine Handschrift. Die Kollektionsinhalte bestehen aus meinen „Classics“, weiterentwickelten „Classics“ und zum Teil aus komplett neu entworfenen Schöpfungen, die dann irgendwann, hoffentlich auch wieder „Classics“ werden. Ich habe mit jeder neuen Kollektion eine neue Chance, vielleicht etwas noch Besseres zu machen. Das Coole an meiner Arbeit als Designerin: Ich habe zweimal im Jahr die Möglichkeit, mich zu toppen.

Klar, ist das alles nicht berechenbar. Ich hatte heftigste „Durststrecken“ in meiner Arbeit. Aber ich habe das Gefühl, ich passe mit meiner Mode wieder mehr in die Zeit, als vor fünf oder sechs Jahren und das liegt an der heutigen Zeit. Menschen leben wieder bewusster, nicht mehr das ganz schnelle Leben. Kunden suchen wieder mehr Qualität, Individualität, nicht Klamotten „made in China“. Meine Mode spricht kulturinteressierte Frauen an.