Philipp K.

Philipp K. Sound Akustiker und Bio-Farmer, Holtheim, NRW

51°34'42.40"N, 8°53'56.49"E, 14.03.2014


Philipp K.

ist sehr groß, sehr stark und sehr sensibel.

Wir gehen zur Begrüßung aufeinander zu. Beim Näherkommen beobachtet er mich mit der Wachsamkeit und Ruhe derer, die sich in ihrer Umgebung vollkommen sicher fühlen. Ich ahne, er wartet nur noch auf meine Begrüßung um herauszufinden, ob es sich lohnt, ein Gespräch anzufangen oder sich zu verschließen und mich abzuwehren. Da er meine Begrüßung freundlich erwidert, habe ich wohl die Prüfung bestanden.

Durch die lebenslange Erfahrung mit seinen Tieren, er kennt jedes einzelne von Geburt an und zog es selber auf, lernte er viel über die Wahrnehmung der Tiere, erklärt er mir später. Um sich unter seinen Tieren behaupten zu können, reagiere er sehr intuitiv auf deren Verhalten. Und wie zum Beweis, klettert er über den Zaun, der die Kuhherde von uns trennt, geht zu dem mächtigen Bullen, streichelt ihn und leitet ihn mit einer leichten Handbewegung zu der Position im Pferch, die er für das Foto am geeignetsten hält. Es ist sehr überzeugend, wie Philipp und der Bulle sich gegenseitig respektierten. Wäre nicht Philipp in den Pferch gestiegen sondern ein anderer, ich bin mir sicher, der Bulle hätte ihn getötet.

Philipp wuchs auf einem Bauernhof auf. Das traditionelle Halten von Tieren in Ställen, so wie es die Bauern im Dorf damals machten, lehnte Philipp von Anfang an ab. Für ihn war und ist es wichtig, Tieren ihren natürlichen Lebensraum zu geben, sie so frei wie möglich zu halten.

Obwohl es sich, finanziell betrachtet, nicht lohnt, hält Philipp an diesem Prinzip bis heute fest.
Er erzählt mir die Geschichte über den Schäfer in seinem Dorf, der im Zuge großflächiger Nutzung des Ackerbodens die Weiderechte verlor und deswegen mit seinen Schafen nicht mehr über die Felder ziehen kann. Er verkroch sich vor sechs Jahren in seinem Haus und sitzt nun dort und wartet auf den Tod.

Als Philipp mir die Geschichte erzählt, kommt ein großer, schwarzer Hund aus der Richtung des Schafstalls, der neben dem Kuhpferch steht ein wenig lethargisch auf uns zu. Der Hund sieht räudig aus, Teile des Fells fehlen. Philipp erzählt, dass es der Hund des Schäfers ist, der zugrunde gegangen wäre, wenn er ihn nicht übernommen hätte. Der Bauer streichelt den Hund und weist auf die freilaufenden Schafe vor dem Stall. Der Hund wird lebendig und macht sich auf den Weg, die Schafe zu hüten. Er wird durchkommen, meint Philipp, jeder brauche eine Aufgabe, die ihn erfüllt.

Philipp K, arbeitet, neben seiner Tätigkeit als Bio-Bauer, als Soundakustiker für Bands, die er auf ihren Tourneen begleitet. Bands wie Ina Müller, Gentleman, Roger Cicero und andere.
Die Kraft, für diesen ganz anderen Job, bekommt er durch das Leben mit seinen Tieren.


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