Erika M. beschreibt sich selbst als: „Ich war immer die Ursula“ und das heißt übersetzt: Sie musste immer das machen, was andere ihr sagten. „Andere“ waren zumeist ihr Mann, der eine Begabung für alles Technische hatte. Porschemotoren wurden nach einem Rennen per Hubschrauber in seine Tankstelle eingeflogen, er reparierte sie über Nacht.

Mit 19 lernte Erika M. ihren Mann kennen und arbeitete seitdem mit ihm in der Tankstelle. In den 70ern verdienten beide etwas Geld dazu, indem sie nachts, wenn die Kinder schliefen, Zündapp Prototypen in den Bergen testeten. Normale Testfahrten waren ungefähr 300 km lang. Die Berichte für Zündapp schrieb sie. Allerdings zitterten Erika nach diesen Fahrten dermassen die Hände (weil die Maschinen so vibrierten), dass sie die Ergebnisse erst einige Zeit später aufschreiben konnte.

Als sie mit 60 eine Hauserbschaft machte verkaufte sie das geerbte Haus um eine Weltreise zu machen und fragte ihren Mann, ob er Lust habe, mitzukommen. Er hatte keine Lust. Also machte sie sich alleine auf. Nach einem Jahr kehrte sie zurück. Sie lebten bis zum Tod ihres Mannes vor 7 Jahren noch zusammen. Dann entschloss sie sich, in der Tankstelle zu wohnen. Heute hütet sie Hunde für ihre Freundinnen, fährt ab und zu mit dem geliebten Benz – mit H Nummernschild – über das Wochenende in die Berge und geniesst ihr freies Leben.